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Donnerstag, August 04, 2011

Flop oder Top? - Börsengänge in Zeiten der Unsicherheit

von Andre Lamberti company news image

(dpa-AFX) - Schuldenkrisen, Japan-Katastrophe, Unruhen im Nahen Osten - der Aktienmarkt war im ersten Halbjahr 2011 allerlei Störfeuern ausgesetzt. Trotzdem wagten einige Unternehmen in diesem Zeitraum einen Börsengang.

Damit 2011 letztlich ein erfolgreiches IPO-Jahr wird, muss sich aber in den kommenden Monaten noch einiges tun. Immerhin lag im ersten Halbjahr das effektive Emissionsvolumen insgesamt unter dem Wert des Vorjahreszeitraums. Einige Experten geben sich dennoch optimistisch und sehen den Markt für IPOs (Intial Public Offering) trotz Gegenwinds in voller Fahrt.

"2011 ist der IPO-Markt trotz einiger Verschiebungen und Absagen wieder voll da”, sagt etwa Ralf Darpe, der bei der französischen Bank Société Générale das Kapitalmarktgeschäft im deutschsprachigen Raum leitet.

Nach einem Volumen von 18,4 Milliarden Euro bei Börsengängen in Europa in den ersten sechs Monaten sei im Gesamtjahr mit 40 Milliarden Euro zu rechnen. In Deutschland stünden etwa mit Evonik und Osram nennenswerte Transaktionen auf der Agenda.

Dazu passt, dass Siemens-Chef Peter Löscher zuletzt betont hatte, die IPO-Pläne der Lichttochter im vierten Quartal seien “komplett in der Spur”. Siemens will aber die kommenden Monate noch abwarten und dann über den Zeitpunkt des Börsengangs entscheiden.

Zudem gab Rheinmetall kürzlich bekannt, einen Börsengang seiner Automotive-Sparte Kolbenschmidt Pierburg zu erwägen. Berichten zufolge könnte der schon im Herbst kommen. Darüber hinaus dürften in einigen Unternehmen Pläne geprüft werden, die “noch nicht in der Presse sind”, sagt Darpe.

Doch die Lage an den Finanzmärkten ist derzeit geprägt von Unsicherheit und Nervosität - alles andere als ein günstiges Umfeld. “Das Marktgeschehen ist geprägt von externen, nicht planbaren Schocks”, sagt Martin Steinbach, Experte bei der Unternehmensberatung Ernst & Young. Deutschland könne sich vom globalen Kapitalmarkt nicht abkoppeln. “Investorenströme sind sehr liquide, mobil und reagieren sehr schnell.”

In diesem Umfeld gewännen nur diejenigen Unternehmen am IPO-Markt, die gut vorbereitet sind. “Es gilt, flexibel zu sein und die IPO-Fenster schnell zu nutzen, wenn zum Beispiel derzeit die Währungsdiskussionen gerade einmal nachlassen”, sagt Steinbach. “Damit können Unternehmen schnell scharf schalten, um in der richtigen Phase loszuschlagen.”

Insgesamt gab es in Deutschland in der ersten Jahreshälfte zehn Börsengänge inklusive des Börsendebüts von Prime Office am 1. Juli. Das effektive Emissionsvolumen betrug laut einer Studie der auf Kapitalmarkttransaktionen spezialisierten Beratungsfirma Blättchen & Partner rund 1,5 Milliarden Euro.

Im Vergleich dazu waren es im ersten Halbjahr des Vorjahres etwa 1,9 Milliarden Euro - bei nur sechs Börsengängen. Andererseits sei das Emissionsvolumen im zweiten Quartal 2011 knapp fünf Mal so hoch gewiesen wie in den ersten drei Monaten des Jahres. Das wiederum spricht für eine zunehmende Dynamik.

Nach Meinung des Société-Générale-Experten Darpe müssen sich sowohl Emittenten als auch Investoren dauerhaft an deutliche Schwankungen an den Märkten gewöhnen.

Auch er betont, dass es wichtig sei, das “richtige Emissionsfenster” zu finden und zu nutzen. Der Trend gehe daher hin zu breiteren Bookbuilding-Spannen. Innerhalb dieser Spanne können Interessenten ihre Zeichnungsangebote abgeben. An seinem positiven Gesamteindruck ändert das indes nichts.

“Der Markt ist wieder da für große und kleinere Transaktionen”, sagt er. Dafür spreche, dass es im ersten Halbjahr mit dem Schweizer Rohstoffhändler Glencore einen großen Börsengang in London gegeben hat.

Deutschland hatte im ersten Halbjahr keinen vergleichbaren Börsengang - doch mit der Siemens-Tochter Osram könnte Schwung in die Bude kommen. Hier rechnen die Experten ebenso wie bei Evonik mit einem Erlös in Milliardenhöhe.

Bisher gab es mit dem Industrieausrüster Norma Group und GSW Immobilien allenfalls mittelgroße Börsengänge. Milliardenerlöse gab es in Deutschland schon lange nicht mehr - aber immerhin konnten die Käufer der ersten Stunde bei großen Emissionen wie Brenntag oder Kabel Deutschland im Jahr 2010 deutliche Gewinne einfahren.

Explosionsartige Kurssteigerungen wie zuletzt etwa beim US-amerikanischen Online-Netzwerk LinkedIn gab es in Deutschland seit der Dotcom-Blase nicht mehr und sind auch bei den anstehenden Börsengängen nicht zu erwarten.

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